Präventionsprogramm für Pflegekräfte wird zum Forschungsprojekt

Ein Memorandum für die Pflegekräfte wird unterzeichnet. Von links: Joachim Görtz (bpa), Kurdirektorin Gabriella Squarra (Kur GmbH Bad Reichenhall-Bayerisch Gmain), Vorsitzender Klaus Holetschek, Prof. Angela Schuh (LMU München), © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.
Ein Memorandum für die Pflegekräfte wird unterzeichnet. Von links: Joachim Görtz (bpa), Kurdirektorin Gabriella Squarra (Kur GmbH Bad Reichenhall-Bayerisch Gmain), Vorsitzender Klaus Holetschek, Prof. Angela Schuh (LMU München), © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.

 

Regensburg – Wie kann man der seelischen und körperlichen Belastung von Pflegekräften entgegenwirken? Das lassen der Bayerische Heilbäder-Verband e.V. (BHV) und der Bundesverband privater Anbieter für soziale Dienste e.V. (bpa) jetzt in einer wissenschaftlichen Studie untersuchen. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München soll ein eigenes, maßgeschneidertes Präventionsprogramm für Pflegekräfte entwickelt werden. Durchgeführt wird es in Bad Reichenhall. Wissenschaftlich entwickelt, begleitet und ausgewertet wird das neue Programm von der LMU. Die beteiligten Partner unterzeichneten dazu bei der Frühjahrstagung des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V. in Regensburg ein Memorandum.

„Nach dem AOK Report Pflege ist der Krankenstand der Beschäftigten in bayerischen Pflegeheimen um mehr als 40 Prozent höher als der Durchschnitt der Beschäftigten aller Branchen“, sagte Klaus Holetschek, der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V. zur Begründung. „Das ist nicht überraschend. Pflegekräfte arbeiten unter einer hohen psychischen und körperlichen Belastung. Wir müssen jetzt auch handeln. Die steigende Zahl von Pflegebedürftigen machen die Arbeit der Pflegekräfte zunehmend unentbehrlich.“ Ziel des Projekts ist ein wissenschaftlich evaluiertes, mehrtägiges Präventionsprogramm für Pflegekräfte, das dann auch auf andere Kurorte und Heilbäder übertragen werden kann. „Unsere Heilbäder und Kurorte bieten als Gesundheits-Kompetenzzentren die idealen Voraussetzungen dafür.“

Der bpa unterhält bundesweit 9.000 Pflegeeinrichtungen mit 300.000 Mitarbeitern, 1.000 Einrichtungen davon sind in Bayern. „Für uns ist das eine sehr wichtige Kooperation“, betonte Joachim Görtz, der Leiter der bpa-Landesgeschäftsstelle in München. „Die Anforderungen an die Pflegekräfte sind enorm gestiegen. In wenigen Jahren wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Bayern auf 500.000 angestiegen sein, davon sind etwa 300.000 von einer Demenzerkrankung betroffen. Das ist eine enorme gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Unser Anliegen ist deshalb, unsere Mitarbeiter gesund zu halten.“

Bad Reichenhall sei ein idealer Ort für den Präventionsaufenthalt, sagte Kurdirektorin Gabriella Squarra: "Als AlpenSole-Heilbad mit 230-jähriger Bädertradion und 4.000 Jahre Sole-Historie können wir auf fundierte Erfahrungen und eine gewachsene Gesundheitskompetenz aufbauen. Beispielsweise wurde in Bad Reichenhall schon vor 20 Jahren die Gesundheitsförderung für die bayerischen Heilbäder und Kurorte entwickelt und durchgeführt.“

Aktuell bietet Bad Reichenhall mit der "DurchatemZeit" Deutschlands erste Entschleunigungswoche zur Stressprävention mit wissenschaftlich belegter Wirksamkeit an. Als Heilbad in den Alpen ist neben dem besondere Klima auch die besondere Wohlfühlqualität hervorhzuheben.

Die LMU wird für die Studie eine staatliche Förderung im Rahmen eines aktuell laufenden Förderprogrammes des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege beantragen. Das Projekt soll inklusive Erarbeitung, Durchführung und Evaluierung 30 Monate laufen. Bedeutsam ist, dass die Gestaltung des Programms sowohl auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse als auch unter Berücksichtigung der subjektiven Bedürfnisse und beruflichen Herausforderungen von Pflegekräften erstellt werden wird. Diese Vorgehensweise soll die Akzeptanz und Nachhaltigkeit des Präventionsprogrammes erhöhen.

Die Studienteilnehmer werden ein fünftägiges Präventionsprogramm in Bad Reichenhall durchlaufen, welches anschließend durch zwei Auffrischungstage ergänzt wird. Im Nachgang ihres Aufenthaltes untersucht die LMU die Wirkung des Präventionsprogramms in einer 6-monatigen Nachbefragung.

Pflegekräfte, die an der Studie teilnehmen möchten, werden über gängige Öffentlichkeitsarbeit (Anzeigen, Beiträge, Website, Pressemitteilungen etc.) auf das Projekt aufmerksam gemacht. Zudem werden bpa und BHV ihre Mitglieder über die Studie informieren. Die Kostenübernahme für die Teilnahme am Präventionsprogramm im Rahmen der Studie wird derzeit noch verhandelt.

Der Projektbeginn ist für Anfang 2017 geplant. Im Spätsommer 2017 sollen die ersten Pflegekräfte am neu entwickelten Präventionsprogramm im Rahmen der Studie teilnehmen können.

 

Pressemeldung

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