Erstes Präventionsprogramm für Pflegekräfte startet in Bad Reichenhall
Bad Reichenhall – Deutschlandpremiere für ein einzigartiges Präventionsprogramm für Pflegekräfte: am 5. Februar startete das Modellprojekt „PFLEGEprevent“ in Bad Reichenhall. Von Februar bis April kommen insgesamt fünf Gruppen mit jeweils zwölf Pflegekräften zu einem fünftägigen Präventionsprogramm in die Kurstadt. Auf dem Wochenplan stehen Entspannungseinheiten mit Yoga oder QuiGong, Seminare zur Stressbewältigung und Regeneration sowie Bewegungseinheiten mit Nordic Walking oder Rückentraining.
PFLEGEprevent ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Heilbäder-Verbandes (BHV), des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und des Lehrstuhls für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Bayerische Staatsregierung fördert das Projekt mit 200.000 Euro.
Grundlage für das fünftägige Programm war eine wissenschaftliche Befragung von fast 1.400 Pflegekräften in der Bundesrepublik. Darin sahen über 40 Prozent der Befragten ihre Berufsbelastung kritisch, drei von vier Pflegekräften wünschten sich die Teilnahme an einem Präventionsprogramm.
Der Bayerische Heilbäder-Verband und der bpa wollen mit diesem Projekt ein maßgeschneidertes Präventionsangebot für Pflegekräfte auf Dauer installieren. „Die von der LMU begleitete und evaluierte Studie wird uns dazu wertvolle Erkenntnisse liefern“, so der BHV-Vorsitzende Klaus Holetschek. „Wir brauchen ein solches Programm, um Pflegekräfte möglichst lange und gesund im Beruf zu halten. Wir haben schon jetzt einen gravierenden Mangel an Pflegekräften. Die bayerischen Heilbäder und Kurorte haben die Gesundheitskompetenz und die geeignete Infrastruktur für Präventionsangebote.“ Mit dem bpa habe der Bayerische Heilbäder-Verband einen hervorragenden Partner für das Projekt gefunden.
“Unsere Erwartungen wurden überfüllt, das Interesse der Pflegekräfte an dem Präventionsprogramm ist riesig“, freut sich der Leiter der bpa-Landesgeschäftsstelle Bayern Joachim Görtz. „Unsere Mitglieder haben sich vorbildlich verhalten und in Absprache mit ihren Mitarbeitern sämtliche Dienstpläne so umgestellt, dass deren Teilnahme ermöglicht werden konnte und der Betrieb der Pflegeeinrichtung reibungslos weiterlaufen wird“. Auch mit Blick auf eine mögliche Übertragbarkeit des Programms auf weitere Kurorte sei der BHV der ideale Partner, weil die Pflegekräfte damit relativ ortsnah auf das Präventionsangebot zugreifen könnten.
Die Teilnehmer des ersten Präventionsangebotes werden nach drei und sechs Monaten zu einem Auffrischungstag nach Bad Reichenhall kommen. Weitere fünf Gruppen mit je 12 Studienteilnehmern werden von November 2018 bis Januar 2019 erwartet. Die Pflegekräfte kommen nicht nur aus ganz Bayern. Auch aus Thüringen, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen haben sich Teilnehmer angemeldet.
„Wir freuen uns über das große Interesse der Pflegekräfte zur Teilnahme an der Studie, sogar über Bayern hinaus! PFLEGEprevent ist auch aus wissenschaftlicher Sicht ein innovatives, spannendes und herausforderndes Projekt. Insbesondere durch die beiden Auffrischungstage sollen die Pflegekräfte möglichst langfristig vom Präventionsprogramm profitieren. Um dies wissenschaftlich zu belegen, begleiten wir die Studienteilnehmer über einen Zeitraum von insgesamt neun Monaten“ sagt Veronika Ehegartner von der LMU München.
Ein Aufenthalt im Bayerischen Staatsbad Bad Reichenhall eignet sich besonders, um Arbeitsbelastungen entgegen zu wirken, Kraft zu schöpfen und neu zu starten. Bad Reichenhall ist ein Mineralsole-Heilbad mit langer Tradition und zeichnet sich durch besonders reizarmes Voralpenklima aus.
Während des Projektes werden die Kosten für die medizinisch-therapeutischen Leistungen über die Studienfinanzierung getragen. Für Unterkunft und Verpflegung kommen die Teilnehmer auf. Sie erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 Euro.
Der Bayerische Heilbäder-Verband und der bpa erwarten, dass sich bei einer Etablierung des Präventionsangebotes die Krankenkassen mit Zuschüssen beteiligen. Arbeitgeber sollen das Programm über die betriebliche Gesundheitsförderung abrechnen können.