Dramatischer Rückgang der Kuren in Deutschland

Die Fallzahlen für ambulante Vorsorgeleistungen nach § 23 Absatz 2 SGB V sind seit Jahren rückläufig, © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.
Die Fallzahlen für ambulante Vorsorgeleistungen nach § 23 Absatz 2 SGB V sind seit Jahren rückläufig, © Bayerischer Heilbäder-Verband e.V.

 

Bad Füssing - Der Bayerische Heilbäder-Verband e.V. schlägt Alarm: die Zahl der Kuren ist in Deutschland dramatisch zurückgegangen. Nach Angaben der zuständigen kurärztlichen Verwaltungsstelle Westfalen-Lippe wurden 2015 bundesweit nur mehr knapp 46.000 ambulante Vorsorgeleistungen abgerechnet. Das ist halb so viel wie im Jahr 2009 und gerade noch ein Fünftel der Zahl aus dem Jahr 2000. Mitte der 1990er Jahre gab es bundesweit sogar rund 900.000 ambulante Vorsorgeleistungen. In Bayern gibt es die gleiche Tendenz. „Wir haben im Freistaat nicht einmal mehr 20.000 Kuren, im Jahr 2000 waren es noch über 100.000“, so der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes e.V., Klaus Holetschek. „Das sind dramatische Zahlen, und wenn es so weiter geht, wird es die Kur in einigen Jahren gar nicht mehr geben. Wir fragen uns, wie so etwas möglich ist, wenn es ein neues Präventionsgesetz gibt, und alle Welt von einer dringend nötigen Präventionsstrategie spricht.“

Holetschek sieht bei dieser Entwicklung vor allem die Krankenkassen in der Pflicht. „Wir wissen, dass die Kassen seit Jahren einen drastischen Sparkurs auf Kosten der Versicherten fahren. Viele Ärzte erzählen mir, dass sie schon gar keine Anträge stellen wollen, weil die eh abgelehnt werden. Wir wissen aber auch, dass der Weg zur Kur für die Versicherten oft ein Hürdenlauf ist. Wir fordern die Krankenkassen deshalb auf, das Thema Prävention offensiv anzupacken und die Versicherten über die Möglichkeit der ambulanten Vorsorgeleistung zu informieren. Wir würden auch gerne wissen, welche Gründe die Krankenkassen für diesen Rückgang sehen. Dass unsere Gesellschaft Kuren nicht mehr nötig hat, glaubt wohl kein Mensch. Im Gegenteil: sie sind dringender denn je, zum Beispiel für pflegende Angehörige. Das zeigt der AOK Pflegereport 2016.“ Dem Report zufolge sind demnach etwa 2,7 Millionen Menschen pflegebedürftig, zwei Drittel davon werden daheim gepflegt – meistens von Ehefrauen oder Töchtern.

Wichtig wäre es für den Bayerischen Heilbäder-Verband e.V. auch zu erfahren, wie die Entwicklung in den vergangenen 15 Jahren bei den Kuranträgen ist, und wie hoch die Ablehnungsquote ist. Holetschek erneuerte seine Forderung an die Bundesregierung, eine verlässliche und stichhaltige Gesundheitsberichterstattung einzuführen. „Seit Jahren kämpfen wir darum, dass es aussagefähiges Material zu den Vorsorgeleistungen in Deutschland gibt. Stattdessen haben wir einen Zahlensalat. Das Bundesgesundheitsministerium, die gesetzlichen Krankenversicherungen und die kurzärztliche Verwaltungsstelle Westfalen-Lippe, die die Kuren abrechnet, haben alle unterschiedliche Statistiken. Es wird Zeit, dass der Bund das Thema Prävention, das uns alle angeht, ernster nimmt.“

 

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